Ein Hacker hebelt Firewalls aus, sorgt für weitläufige Verwirrung, wird eingesperrt oder schlicht zum Staatsfeind Nr. 1 erklärt. Ein paar Länder weiter wird ein Blogger zum Dissidenten, weil er seine Meinung zur Regierung kundtut. Beide sind gewissermaßen Guerilla und versuchen im Dickicht des Netz-Dschungels ihren persönlichen Guerilla-Kampf gegen das System auszufechten.

Was tun, wenn der Staat immer tiefer in die Strukturen jenes Netzes einzugreifen versucht, dessen Prämissen eigentlich auf Offenheit und  Dezentralisierung beruhen? Lenkung von Informationsdiensten, Zensur und Überwachung im Internet sind auch in demokratischen Staatsformen längst keine Seltenheit mehr. BürgerrechtlerInnen, die den Datenschutz mit Füßen getreten sehen, erwarten fast täglich neue Hiobsbotschaften. Droht das Ideal des freien Internet allmählich den Bach runter zu gehen und KeineR kriegt es mit?

Worum geht’s?

Genau hier setzt die Netz-Guerilla an. Ob subversiv oder plakativ, Datenschutz und Netzneutralität müssen bewahrt werden. Deswegen organisiert der Netzkulturverein subnet in Kooperation mit der ARGEkultur am 22. November das guerillacamp, eine Art Unkonferenz, die im Kontext der Netzguerilla folgende Fragen zur Debatte stellt:

  1. Inwieweit definiert das Netz die Begriffe Guerilla, Demokratie, Partizipation, Staat und Macht neu? Ist der klassische Machtbegriff überhaupt mit dem Grundpostulat des freien Internet vereinbar?
  2. Wer schützt die bürgerlichen Freiheitsideale im Internet und wer steht in Zeiten des grassierenden Datenhandels für den Schutz derselben ein? Wie kann man sich und seine Daten im Netz schützen?
  3. Was macht Guerilla möglich? Welche Werkzeuge und Technologien stehen einem/r in der Unterminierung herrschender Missverhältnisse zur Verfügung?
  4. Wie kann man selbst Guerillero/a werden? Wie weit kann und darf man dann überhaupt gehen?
  5. Welche Konsequenzen könnten umstrittene Verträge wie das Telekompaket oder das strikt unter Verschluss gehaltene ACTA-Papier für die Bevölkerung nach sich ziehen? Wie, wenn überhaupt, kann solchen Entwicklungen, Stichwort Guerilla, entgegengewirkt werden?

Kurzum: Im Netz tobt ein Krieg. Wo es Repressalien gibt, gibt es auch den Gegenpart, all jene die sich dagegen wehren, Guerilleros/as. Wo dieser Krieg tobt, wie er sich zu erkennen gibt und nicht zuletzt welche Chancen aber auch Konsequenzen sich daraus für die zivile Gesellschaft ergeben, gilt es zu diskutieren.

guerillacamp?

Die Struktur des guerillacamp beruht auf dem Regelwerk der Konferenzform barcamp, d.h. es gibt eigentlich gar kein Regelwerk. Struktur und Inhalt bleiben weitestgehend offen. Zwar wird durch die Themenvorgabe ein grober Rahmen gezogen, wie sich die einzelnen Vorträge letztlich gestalten, bleibt aber jedem/r TeilnehmerIn selbst überlassen. Blicke über den Tellerrand hinaus sind durchaus erwünscht. Auch die Vortragsform – ob klassische Lecture, Impuls-Referat oder Workshop – ist frei wählbar. Ebenso unkompliziert wie die Abhaltung (Programm wird vor Ort fixiert) geht auch die Anmeldung über das barcamp-Wiki http://www.barcamp.at von statten. Die Teilnahme ist kostenlos und mitmachen kann im Grunde JedeR, der/die etwas beizutragen hat. Besiegelt wird das guerillacamp mit einer closing party ab 22 Uhr im großen Saal mit den Chicks on Speed (DJ Set), Electric Indigo & Irradiation live. Für kalte Snacks und Getränke wird gesorgt.

Quintessenz

Aktiv mit einbringen wird sich auch der Wiener Verein zur Wiederherstellung der Bürgerrechte im Informationszeitalter „quintessenz“, der bereits am Vorabend mit einer Lecture in die Thematik einführt und im Rahmen des guerillacamp zum Datenschutz konferiert.

Weitere Infos und Veranstaltungen zum Thema Netz- und Medienguerilla siehe http://www.basics-festival.net

wann: 22. Nov ab 11 Uhr

wo: ARGEkultur Studio | Kellergeschoss

ab 22 Uhr guerilla closing party im Saal