GLYPH ist eine audiovisuelle Performance-Skulptur.

Den Ausgangspunkt bildet ein rituelles Objekt, welches sich der Formensprache von Stelen, Obelisken und liturgischen Türmen bedient. Als solches wird es zum einen zur Symbol/Zeichen-Tafel, die in einem kinetischen Alphabet kommuniziert und dient zum anderen als virtuelles Portal – ein Riss, der ein ungewisses Dahinter immer wieder in Brüchen offenbart.
Ein Text der sich stetig selbst moduliert und verarbeitet und in einem endlosen Poetik des Flusses zu immer neuen Ausformungen kommt wird zerrissen durch eine projizierte Welt, die nur fragmentiert durch einen Spalt wahrgenommen werden kann. Es geht um die unmögliche Verschmelzung von Innen und Aussen, von Fläche und Raum – eine Faltung.

Die Zeit in ihrer Funktion als Postulat eines fragmentierten Kontinuums, das sich einer konkreten Wahrnehmung entzieht, stellt eines der zentralen Themen dar. Fold agiert als Oberfläche und Werkzeug für wiederkehrende Muster und Strukturen, eine Dramaturgie aus Konstanten und Irritationen im Fluss der vermeintlichen Kommunikation mit einer unbekannten Variable, die sich in scheinbarer Repetition offenbart.

Rituale und ihre zyklische Verortung als Anker im Dunst des Lebenslaufs waren lange Zeit wichtige Komponenten im Umgang mit der Ungewissheit, die der menschliche Verstand immer wieder aufs Neue in nachvollziehbare Bahnen zu lenken versucht. Die antizyklischen Aspekte der Gegenwart wie allgegenwärtiger Zugriff und Verfügbarkeit von Informationen, diffuse Verarbeitungsprozesse und Arbeitsabläufe, dezentrales Handeln und Denken sowie die Verortung in globaleren Zusammenhängen verdrängen diese festgeschriebenen Momente und scheinen sie überholt oder sogar überflüssig werden zu lassen.

GLYPH spielt mit der Signifikanz von Zeichen und Zeitpunkten, der Ritus wird auf sich selbst zurückgeworfen und akkumuliert zum Bruch in der eigenen Stabilität.

Analog zur Funktion von GLYPH als Abstrahierung zeitstrukturierender Geschehnisse und Riten lehnt sich die musikalische Ebene an deren akustischen Komponente an. Glockentürme, Uhrwerke, Glockenspiele und dergleichen sind gleichermassen Zeitgeber wie verzeitlichte, hörbar gemachte Mathematik. In diesem Sinne verbindet der Soundtrack zu GLYPH eine verschwommene, nebelhafte Komponente mit exakten rhythmischen Verschachtelungen, und orientiert sich in seiner Ästhetik and musikalischen und physikalischen Systemen wie dem Quintenzirkel und Spalttonphänomenen.

GLYPH ist ein Projekt im Rahmen des Artist in Residence Programms von der Künstlergruppe depart.
http://depart.at

Glyph from depart on Vimeo.