Lucie Strecker forscht künstlerisch im Feld Hybrider Kunst und Performance. Am Institut für Bildende und Mediale Kunst der Universität für Angewandte Kunst Wien leitet sie das Elise-Richter-PEEK Projekt „Zur Performativität des Biofakts“. Gemeinsam mit Klaus Spiess, Gründer des Art& Science Programm der Medizinischen Universität Wien, entwickelt sie an der Schnittstelle von Kunst und Biotechnologie Performances und Installationen zur Biopolitik der Mikroperformativität – ein Begriff, den der Medientheoretiker und Kurator Jens Hauser prägte. Ermöglicht es die Manipulation auf der Skala des Mikroskopischen und Molekularen (Zellen, Gene, Bakterien, Gewebe u.a.) in den Körpern von Menschen und Tieren eine anthropozentrische Ordnung außer Kraft zu setzen? Mit Fokus auf sogenannte „nichtmenschliche“ Akteure und auf die Performativität von Materie, unternehmen Strecker und Spiess den Versuch, Zellen, Gewebe, Bakterien oder genetisches Material, sowie die Technologien, die diese Entitäten normieren und verändern, als ein Gegenüber zu begreifen, mit dem (künstlerische) Beziehung anders aufgenommen werden muss/kann. Dies setzt voraus, dass der Gesichtspunkt dieser Größen empathisch, mimetisch oder intellektuell eingenommen und darauf neue Zeichensysteme begründet werden. Dabei interessiert Strecker und Spiess im Engeren, wie von einem nicht-menschlichen Gesichtspunkt aus zentrale Aspekte eines neuen ökologischen Miteinanders imaginiert werden können. Dazu gehören: Zeit-, Wirtschafts- und Selbstkonzepte, die durch Wissenschaft, Kultur und Politik geprägt werden. Solange solch ein Versuch jedoch Methoden einer Performance Kunst verwendet, die rein auf kognitiven / muskulären / anatomischen / räumlichen sowie humanistischen Grundpfeilern ruhen, kommt es mit dem Einbezug mikroperformativer Ebenen zu Aporien im Gestaltungsprozess und zu Herausforderungen bezüglich des künstlerisch konzeptuellen Umgangs mit den Manipulationen auf dieser neuen Skalierung. Daher befassen sich Strecker und Spiess während subnetAIR in Kooperation mit dem HCI und der Abteilung für Zellbiologie und Genetik der Universität Salzburg mit Übergängen zwischen Hardware und Wetware unter Gesichtspunkten eines „assoziierten Milieus“ (Gilbert Simondon), einer Anordnung, in der Publikum, Performer und Apparate strukturell gekoppelt sind. Kontaktpunkte werden durch Technik (z.B. Sensoren, Messungen, Interfaces), Ritual, Game/Play, Choreografie oder Szenografie und Biologie (Proteine, Hormone, Körperwärme, Hautwiderstand, u.a.) definiert. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei auf die unvorhersehbaren, wechselseitigen Modulationen und Abweichungen gerichtet und auf Austausch/Fehlerhaftigkeit von Informationen innerhalb des geteilten Milieus. Handlungs- und Empfindungsräume zwischen Künstlichem und Natürlichem werden ausgelotet und artikuliert und dadurch performative Praxen neu bestimmt.

 

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Der nächste subnetAIR call, für 2018, wird im September 2017 ausgeschrieben, Deadline 30. Oktober.